In diesem Jahr sind mir wieder eine ganze Reihe Alben/Künstler*innen begegnet, die sich grob in die Schublade Experimentelle Musik einsortieren lassen. Fünf besonders tolle/spannende Releases davon werfe ich mal hier rein – mit einer unbedingten Hörempfehlung. Vorzugsweise in Albumlänge und mit Kopfhörer natürlich.
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Unland – Betrachtungen
VÖ: 01.11.2018
Label: Space Edition
Unland haben im November ihr neues Album “Betrachtungen” veröffentlicht. Es knüpft musikalisch und von der Stimmung direkt an “Die Ruhe nach dem Sturm” von 2016 an: Mit Piano, Gitarre, Klarinette und Elektronik bauen Unland wunderbar dunkle Soundscapes – irgendwo zwischen Darkjazz, Ambient und Klassik. Das Album gibt’s bisher nur digital, CDs kommen noch – Vinyl und Tape sind erstmal nicht geplant. Anspieltipp: Emerging Land.
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Langham Research Centre – Gateshead Multi-Stores Car Park
VÖ: 15.10.2018
Label: Econore
Das Langham Research Centre macht schon seit 2003 experimentelle elektronische Musik, u.a. mit Tapeloops und allerlei anderer vermeintlich obsoleter Technik. Das vorliegende Tape dreht sich komplett um ein Parkhaus in Gateshead im Nordosten Englands. Das besagte Parkhaus wurde 2010 abgerissen, vorher aber haben die Musiker von LRC dort noch jede Menge Sounds und diverse Interviews aufgenommen, die dann – stark bearbeitet – zu einer gut 18-minütigen Collage verarbeitet wurden. Die Atmosphäre des Stücks ist gleichermaßen bedrückend wie sentimental, zumal die interviewten Personen das Parkhaus trotz seiner ziemlich fiesen brutalistischen Architektur irgendwie positiv konnotieren. Die B-Seite des Tapes enthält mit “Ramco’s No-Word Edit” quasi die Instrumentalversion, in der die kalte, betonhafte Atmosphäre noch deutlicher wird.
Das Tape ist bei Econore erschienen und ziemlich schick aufgemacht.
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Raune – Sinister Love
VÖ: 10.11.2018
Label: Econore
Delaygetränke Drone-Noise-Zerstörungsmischung. Toll! Anspieltipp: Laut!
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Institute of Landscape Architecture – Melting Landscapes
VÖ: 14.05.2018
Label: –
Musik von Landschaftsarchitekten? Released direkt vom Lehrstuhl an der Uni? Klingt komisch? Ist aber ein wirklich tolles Release mit richtig gutem Konzept. Eine Gruppe Studierende vom Lehrstuhl für Landschaftsarchitektur bei Professor Christophe Girot an der ETH Zürich hat sich über einen längeren Zeitraum akustisch (und fotografisch) mit dem Morteratschgletscher in den Schweizer Alpen beschäftigt. Mit Kontaktmikros und Hydrophonen wurde ein akustisches Porträt des schmelzenden Gletschers eingefangen. Das daraus entstandene Album ist faszinierend und beklemmend, weil es die fortschreitende Zerstörung des Eises dokumentiert und so vor der bevorstehenden Klimakatastrophe warnt. Unbedingte Hörempfehlung, definitiv Fieldrecording-Release des Jahres!
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Philip Sulidae – Glass
VÖ: 01.11.2018
Label: verz
Das Album “Glass” entstand u.a. aus diversen Fieldrecordings von Lüftungsschächten und Klimaanlagen. Philip Glass zeigt, was mit geschicktem Arrangieren und Bearbeiten von “Noise” alles möglich ist. Anspieltipp: “Dust Trap Happiness”
Danke für die inspierenden Tipps